Das Museum Barberini in Potsdam am 10. September 2017

Potsdam hat mit dem Museum Barberini seit letztes Jahr nicht

nur ein neues Kunstmuseum erhalten, sondern auch einen weiteren „Mosaikstein“ zur Rekonstruktion der historischen Mitte Potsdams. Ausreichend Gründe also, dass der OV Berlin-Brandenburg sich im September 2017 eine Führung zur Geschichte und der aktuellen Ausstellung „gönnte“.

 

Friedrich II. (auch der Große genannt) wollte das Zentrum Potsdams im 18. Jahrhundert mit mediterranem Baustil aufwerten. Es war nur Zufall, dass ihm eine Zeichnung des Palazzo Barberini aus Rom zu Augen kam. Vermutlich einmalig auf der Welt, gibt es heute zwei gleichaussehende Gebäude, die beide nach  wechselvoller Geschichte als Kunstmuseum dienen. Denn der Palazzo Barberini

in Rom erfreut sich der gleichen Nutzung.

 

Und wechselvoll ist die Geschichte des Palais in Potsdam: vom bürgerlichen Wohnhaus über ein handwerkliches Wirtschaftsgebäude zum staatlichen Verwaltungsgebäude, 1910 erstes Kino in Potsdam, dann Theater, Literaten-

und Künstlertreffpunkt. Im Krieg wurde es zerstört, der Abriss erfolgte und in der

DDR wurde der Grund als Versammlungsfläche genutzt. Nach der Wende scheiterte eine Hotelplanung, bis die Bestrebungen, die Mitte von Potsdam wieder aufzuwerten, zum Wiederaufbau mit Museumsnutzung durch die Hasso-Plattner-Stiftung führten.

 

Die Ausstellungsthemen reichen von den Alten Meistern bis zur zeitgenössischen Kunst. „From Hopper to Rothko, Amerikas Weg in die Moderne“ war „unser“ Thema. Und die Werke sind nicht nur künstlerisch toll, sondern regen auch an, ein Klischee über die USA (keine Kultur) auf den Müllhaufen der Vorurteile zu werfen.

 

Im Anschluss vergnügten wir uns beim Vorsitzenden des OV Dr. Jörg Krämer und seiner Gattin Christina im Garten bei Kaffee und selbstgebacktem Kuchen. Bis in den späten Abend diskutierten wir zum Teil sehr kontrovers über die deutsche bis zur Weltpolitik, denn eine Woche später stand die Bundestagswahl an. Einmal mehr diente der Sport als Klammer – wenn auch eher im Leid. Denn die Mannschaften der anwesenden Fans von Kaiserlautern, Köln, Eisern Union und Bayern verloren an diesem Tag alle, nur der Hertha-Fan konnte sich mit einem Unentschieden trösten.

Schatz im Kreuzberg: Im Gewölbe des Schinkel-Denkmals am 31. August 2017

Schon von weitem sieht man inmitten von Berlin das „Nationaldenkmal für die Befreiungskriege“ auf dem Kreuzberg thronen. Ist das Denkmal anlässlich der Befreiungskriege gegen Napoleon eher bescheiden in seinen Ausmaßen, so gilt das nicht für seinen Untergrund. Die Existenz des an eine Kathedrale erinnernden Raumes darunter ist aber sogar Berlin-Kennern weitgehend unbekannt. Fledermäuse begrenzen die Zeit der nur ehrenamtlichen Führungen auf 7-8 pro Jahr. Wer an Teilnahmekarten kommen will, muss tief in die Berliner Bezirksbürokratie eintauchen, viel Glück und Geduld haben.

 

Aber Ende August erwartete den OV dann in der Führung eine wild durcheinander gewürfelte, staubige Schatzkammer: Das Depot des Landesdenkmalamtes beherbergt ein Arsenal mythischer Skulpturen, Negativ- und Positivabgüsse der Quadriga des Brandenburger Tores, ein Sammelsurium von Reliefs und Friesen – zum größten Teil von Berliner Gebäuden, die nicht mehr existieren. Ein Glanzstück ist sicher der originale Fassadenschmuck der von Schadow erbauten Berliner Münze, der auf 50 laufenden Metern in antikischer Tradition den Kern der modernen Menschheits- und Wirtschaftsgeschichte erzählt – vom Gebrauch des Feuers über Metallschmelze bis zur Erfindung des Geldes und seines Kreislaufes.

 

Allein die Geschichte(n) über diesen Schatz, der es im Laufe der Jahrhunderte bis in die Betonfassade eines Seniorenheimes gebracht hat, würde einen Roman füllen. So waren wir nach über zwei Stunden zwar etwas erschöpft von all den Anekdoten, als Belohnung gab es dann aber original Kreuzberger Wein, der hier wirklich noch angebaut wird.

"Der Luthereffekt" - Ausstellung anläßlich des 500. Reformationsjahres am 07. Mai 2017

Viele Protestanten und ein aufmüpfiger Katholik - die eine oder andere spitze Bemerkung innerhalb des OV wurde bei der Mai-Führung „Der Luthereffekt“ anlässlich des 500.

 

Reformationsjahres schon gewechselt. Toleranz stand aber im Vordergrund. Dass

dies auch früher möglich war, zeigt – neben den blutigen Konfliktlinien – ein Gemälde, das die Bautzener Protestanten und Katholiken bei der gemeinsamen Nutzung des Doms St. Petri seit 1524 zeigt. Die lutherischen Gottesdienste finden – bis heute – im Langhaus statt, die Katholiken feiern ihre Messen im Chor.

 

Die Ausstellung des Deutschen Historischen Museums mit über 500 Exponaten soll die Vielfalt und Wirkungsgeschichte, aber auch die Konfliktpotenziale des Protestantismus in der Welt aufzeigen. Die erste protestantische Staatskirche entstand im 16. Jahrhundert in Schweden. Die Religion wurde zunehmend auch zur sozialen Kontrolle der Untertanen und zur Umerziehung bis ins 20. Jahrhundert eingesetzt. Wer nicht parierte, musste auf der Schandbank knien. In der Ausstellung ist ein abgenutztes Exemplar von 1689 zu bestaunen.

 

Die Ausstellung wagt aber auch den Sprung in die Gegenwart und stellt mit Südkorea und Tansania zwei heute boomende protestantisch geprägte Länder vor. Über 20 Prozent der Koreaner sind evangelisch, und die fünf weltweit größten Kirchenbauten stehen hier. Mit Filmausschnitten und einer eigens für den „Luthereffekt“ in Auftrag gegebenen Fotoreportage zeigt die Ausstellung, was vielen Europäern fremd geworden ist: Wie lebendig der Glaube an Christus für Menschen in Afrika ist und wie selbstverständlich er den Alltag prägt.

 

Sender- und Funktechnikmuseum Königs Wusterhausen am 26. März 2017

Der 16. Juli 2016 wird vermutlich wenigen außerhalb der Stadt Königs Wusterhausen etwas sagen: An dem Tag fand auf dem Funkerberg die Verleihung des Titels „IEEE Milestone“ durch den internationalen Verband für Elektrotechnik “Institute of Electrical and Electronics” Engineers (IEEE) statt, der als technisches Pendant zum Nobelpreis gilt. Nur zwei weitere Mal wurde der Titel bisher in Deutschland verliehen. Jetzt ist die Verleihungsplakette stolzes Ausstellungsstück im dortigen Sender- und Funktechnikmuseum, das der OV Berlin Ende März besichtigte.

 

Im malerischen Königs Wusterhausen – ca. 20 Kilometer östlich von Berlin - steht heute noch das Lieblingsschloss des preussischen Königs Friedrich Wilhelm I. Doch entscheidend für seine historische Bedeutung ist der angrenzende sog. Funkerberg, die Wiege des Deutschen Rundfunks.

Schon 1911 wurden auf dem damaligen Windmühlenberg durch ein Luftschiffer- und Telegraphenbataillon funktechnische Versuche durchgeführt. Die Zeit der Rundfunkpioniere brach an und nach vielen Versuchen wurde von hier am 22. Dezember 1920 erstmals in Deutschland ein Weihnachtskonzert mit Instrumentalmusik live ausgestrahlt - europaweit zu empfangen. 1995 war Schluss mit dem Sendebetrieb. Sendehäuser und technische Anlagen verfielen. Zu Beginn des neuen Jahrtausends stoppte eine Bürgerinitiative mit der Stiftungs-Gründung des Museums diese Entwicklung. Weithin sichtbares Wahrzeichen ist heute der letzte erhaltene, über 200 Meter hohe Sendemast auf dem Berg.

 

Nach zwei Stunden Erklärungen und Anekdoten bemerkte unser Führer nur trocken: „Wir haben jetzt gerade mal die Hälfte geschafft“. Das lag nicht nur an den zahllosen technischen Ausstellungsstücken, Anlagen und kompletten Sendestudios und den zahlreichen Fragen der Gruppe. Weiteres Glanzstück ist ein 80 Jahre alter 1000 PS-Diesel Motor, von seiner Art der letzte funktionsfähige weltweit, der zu früheren Zeiten die Notstromversorgung gewährleistete. Er wird einmal im Monat zur Funktionsüberprüfung angeworfen. Für (Funk)Technikbegeisterte ist das Museum sowieso ein Muss. Aber auch für alle anderen ist das Erleben dieses Dieselmotors, seine schon beinahe ätherische Geräuschausstrahlung, die körperlich fühlbare Kraft seines tonnenschweren Schwungrades eine Reise nach Königs Wusterhausen wert.