Führung durch die Sonderausstellung "100 Objekte. Berlin im Kalten Krieg"  im AlliiertenMuseum Berlin am 22. Oktober 2017

 

Das AlliiertenMuseum in Berlin ist ein Muss für jeden, der sich für die Geschichte des Kalten Krieges im letzten Jahrhundert interessiert. Die Sonderausstellung „100 OBJEKTE. Berlin im Kalten Krieg“, die den OV Berlin im Herbst 2016 anzog, fokussierte diese Geschichte auf hundert Alltagsgegenstände, die Lustiges, Spannendes und Absurdes über den Kalten Krieges in Berlin erzählen, darüber hinaus aber auch für eine nationale und globale Erzählung stehen.

 

Der zivile Anzug aus den 60iger Jahren gehörte einem amerikanischen Wehrpflichtigen. Er glaubte wie viele seiner Kameraden aus den USA nach Vietnam geschickt zu werden, schloss mit dem Leben ab, packte nur Uniformkleidung ein und fand sich völlig überraschend in Berlin wieder.  Da er hier der Spionageabteilung zugewiesen wurde, schickte sein Vorgesetzter ihn erst einmal zum Shopping. Berlin galt damals unter amerikanischen Soldaten nicht umsonst als Treffer im Lotto.

 

Viele, auf den ersten Blick vielleicht banal erscheinende Hinterlassenschaften, bildeten so zusammengenommen ein facettenreiches Bild der Epoche, dass uns unsere Führerin spannend vermittelte.

 

 

 

Hier steht  auch das  amerikanische Originalwachhaus vom Checkpoint Charlie, nicht am ursprünglichen Ort in Berlin-Mitte,  wie viele Touristen heute denken. Und ein Besuch im Inneren eines hier ebenfalls ausgestellten ursprünglichen „Rosinenbombers“ ist allemal einen Besuch wert, auch wenn die Sonderausstellung vorbei ist.

 

Führung in den Beelitzer Heilstätten am 16. Juli 2016

Satanische Messen und Geisterjäger, Hitler und Honecker, Wehrmacht und Rote Armee: Die Besichtigung der „Beelitzer Heilstätten“ durch den OV Berlin-Brandenburg an einem sonnigen Julitag war gespickt mit den unglaublichsten Geschichten. Unser rheinländischer Führer erwies sich mit seiner landestypisch witzig-spannenden Erzählweise als Glücksfall.

 

Die Heilstätten nahe Berlin wurden in jüngster Gegenwart von einigen Gruppen nur mit Tod und Zerstörung in Verbindung gebracht. Wohl deshalb glaubten gewisse Zirkel, hier in der Nachwendezeit satanische Messen abhalten zu müssen. Mittels Hightech-Geräten betrieben andere Geisterjagd – was allerdings nach vorschnellen Erfolgsmeldungen genauso schnell wieder eingestellt wurde. Ob man glaubte, dass Hitler, die hier als verwundeter Gefreiter im 1. Weltkrieg eingeliefert wurde, vielleicht als „Spätberufener“ umgeht? Oder Honecker, der sich hier kurz vor seiner Ausreise vor dem Zorn der DDR-Geschädigten „versteckte“?  

Um die Wende zum 20. Jhd. grassierte die Volkskrankheit Tuberkulose. Die Industrialisierung verlangte nach billigen Arbeitskräften, diese nach Wohnraum. Überbelegte und feuchte Wohnungsblöcke schufen ein wortwörtlich tödliches Klima. Die Heilstätten schafften Erleichterung. Sie heilten zwar nicht, aber sie verschafften den Kranken nachweislich viele zusätzliche Lebensjahre.

Die Idee und Umsetzung hatte mehrere Väter. Da war der Kaiser. Er fürchtete um die Wehrfähigkeit – stell Dir vor, es ist Krieg und es gibt keine Soldaten. Da waren die Industriebarone – stell Dir vor, es gibt Arbeit, aber keine Arbeiter. Da war die Reichsbürokratie – stelle Dir vor, da ist die neue bismarcksche Sozialversicherung und schon droht die finanzielle Pleite.  Oberstes Ziel der Heilstätten  war denn auch die "Verhütung von Invalidität" und die "Wiederherstellung von Erwerbsfähigkeit" der Kranken.

Also ging alles ganz schnell. Ein Anfangs 140 Hektar großes Gelände mit viel Wald wird in nur vier Jahren bebaut, so das zuerst 600,  später 1200 Patienten – streng getrennt nach Frau und Mann – ihr Bett finden. Liegekur in freier und sauberer Luft - Sommers wie Winters -  sowie gute und gesunde Ernährung waren die Zauberworte; Zwei- und Vierbettzimmer kein Luxus – auch wenn es den anderes gewöhnten Patienten so vorkam -, sondern der ansteckenden Krankheit geschuldet. Es gab strengste Hygiene-Vorschriften. Ecken? Fehlanzeige!  Rundungen in den Zimmern verhinderten z. B. Schmutzansammlungen. Wie erfolgreich das Konzept war, zeigte sich auch darin, dass kein Personal in den vielen Jahren an Tuberkulose erkrankte.

Die Rote Armee, die die meisten Gebäude bis zu ihrem Abzug als ihr größtes Militärhospital außerhalb der UDSSR nutzten, übergab sie in einem bewohnbaren Zustand. Zerstörungen bis zur völligen Unbenutzbarkeit an den vielen heute noch erkennbar schönen (Fachwerk)Gebäuden mit Jugendstil-Ornamentik richteten danach Wendezeit-Frustrierte an.

Nach vielen Jahren Verfall gibt es jetzt in einem Teil wieder eine medizinische Renaissance – weitere Ausbauschritte sind schon geplant. In anderen Teilen ist noch Natur pur. So brannte das Dachgeschoss des Frauensanatoriums aus unbekannten Gründen bei Kriegsende völlig ab. Regen verhindert nicht nur Schlimmeres, sondern fixierte die Asche auf dem nächsten Stockwerk. Heute wächst dort ein Wald, in 20 Metern Höhe! Das Stockwerke umschlingende Wurzelgeflecht der Bäume erinnert einen unwillkürlich an die berühmten Ruinen von Ankor Wat in Kambodscha. Der im letzten Jahr eröffnete über 300 Meter lange Baumkronenpfad auf 23 Meter Höhe bietet  nicht nur einen schönen Blick über die Landschaft, sondern auch einen anderen Blickwinkel über die zahlreichen Gebäude. Auch der Pfad soll ausgebaut werden und noch mehr Besucher anlocken.

Die Heilstätten haben wieder eine Zukunft – vor allem dank des Engagements von Bürgern wie unseres Führers, der mit anderen Kameraden der Bundeswehr und der Feuerwehr vor Ort die Rettung dieses „Großodes“ angepackt hat.

Gesprächsstoff hatten wir also genug, als wir im Anschluss die Einladung von Bundesbruder Gerhard Harms und seiner Gattin Sabine genossen und uns dort bei Speis und Trank erholten. Denn die Führung sollte ursprünglich eine Stunde dauern. Es wurden mehr als zwei.  Das Bier hatten wir uns also verdient!