"Alltag in der DDR" am 29. November 2014 in der Berliner Kulturbrauerei

Im November 2014 feierte nicht nur Berlin den 25. Jahrestag des Mauerfalls. Aber wie sah denn vor dem Mauerfall das tägliche Leben vieler Deutscher aus? Kann man heute noch das vielschichtige Spannungsverhältnis zwischen dem politischen System und der Lebenswirklichkeit in der „DDR“ nachvollziehen? Dazu hat die Stiftung „Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland“ im denkmalgeschützten Gebäude der ehemaligen Berliner Schultheiss-Brauerei ein modernes Museum erschlossen und die Dauer- Ausstellung „Alltag in der DDR“ eingerichtet.  

Den Besucher erwarten auf 600 Quadratmetern rund 800 Originalobjekte sowie mehr als 200 Dokumente, biografische Berichte, Film- und Tonaufnahmen.  Mit Hilfe von vier Themenbereichen ("SED-Herrschaft"; "Im Takt des Kollektivs"; "Konsum und Mangel"; "Rückzug und Aufbruch") werden unterschiedliche Haltungen in der kommunistischen Diktatur  veranschaulicht  - von überzeugter Anhängerschaft über versuchte Enthaltung bis zum Widerstand.

Im richtigen Bemühen gängigen Klischees zur „DDR“ entgegenzuwirken,  schoss unsere  Führung allerdings etwas über das Ziel hinaus und einige von uns zurück. „Sie hätten Ihre Kinder nicht dahin geschickt.“ , war die - von vielen  geteilte – zornige Replik eines ATBers auf die Lobeshymne zum zweifellos umfassenden DDR-Kindergartensystem. Indoktrination, heruntergekommene Infrastruktur  und kollektiver, nicht-kindgerechter  Tagesablauf (wie feste „Töpfchen“-Zeiten) gehören zur Bewertung aber dazu. Die Ausstellung selber ist hier auch differenziert.

Natürlich kam auch der gesellige Teil wieder nicht zu kurz. Nach einem Gang über den angrenzenden Weihnachtsmarkt trieb uns die Kälte schnell ins Restaurant. Und neben den Getränken flossen auch die Gespräche und die Ideen für 2015.

ATB-Fußballmeisterschaft im Rahmen des ATB-Festes in Bonn am 07. Juni 2014

 

Zugegeben, die Idee hatte schon etwas Skurriles an sich: Teilnahme eines OV bei den ATB-Fußballmeisterschaften im Rahmen des ATB-Festes in Bonn, Spiele gegen Aktive, die etwa halb so alt und weit mehr als doppelt so trainiert waren. Aber wir waren ja im Rheinland und vertrauten auf den rheinischen Grundgesetzartikel: "Et is noch emma jott jejange."

Aus Karlsruhe, Göttingen, Dortmund und Bonn kamen die AHAH, die die OV-Stammelf bildeten. Sie erwies sich als echte Turniermannschaft: Nein, wir wurden nicht besser im Laufe der Spiele, aber zumindest hatten wir jetzt mal zusammen gespielt. Darauf lässt sich für die Zukunft aufbauen! Bei über 30 Grad im Schatten hätten wir aber die fünf Spiele nicht durchgehalten, wenn uns die Bonner Aktivitas aus ihrem reichen Spielerkader nicht immer wieder ausgeholfen hätte. Unseren herzlichen Dank!! Denn einigen der AHAH war die Fußball-Welt nicht genug. Zwischendurch musste der eine beim parallel verlaufenden Volleyballturnier aushelfen und der andere fand bei den Temperaturen sogar noch die Kraft, den 100-Meter-Lauf und andere leichtathletische Disziplinen zu absolvieren.

Die Abwehr steht!
Die Abwehr steht!

So wandten wir das Pepsche Rotations- und Ballbesitzprinzip an. Aus einer gefestigten Abwehr überraschten wir die Gegner immer wieder mit Fernschüssen und Sturmläufen, die zu herausgespielten Toren, überlegt verwandelten Elfmetern und geschlenzten Kopfbällen führten. (Letzterer ging zwar ins eigene Tor, aber tat der Schönheit keinen Abbruch). Leider verteilten sich diese Aktionen und Tore dann doch so über alle Spiele, das wir keines gewinnen konnten.  Wer jetzt glaubt, das sei uns egal gewesen, versteht den Geist dieser Mannschaft nicht: Wie kleine Kinder haben wir uns bei den beiden 2:1 –Niederlagen geärgert, besonders als wir in einem Spiel in der letzten Sekunde noch den zweiten Gegentreffer bekamen, nachdem wir lange 1:0 geführt hatten. Im letzten Spiel standen wir dann dem Gastgeber, der ATV Gothia-Suevia Bonn gegenüber. Da wir schon alle auf dem Zahnfleisch humpelten, griffen die OV-Spieler aus Bonn zum letzten Strohhalm: Sie „drohten“ den Aktiven mit Einstellen der Beitragszahlungen, wenn sie sich nicht zurückhalten würden. Die Aktiven zeigten echten Sportsgeist, ließen sich nicht vom Mammon beeindrucken und fegten uns 5:0 weg.

Doch die Trauer über diese Packung wurde nach dem Spiel umgehend von den Schmerzen überdeckt. Ein dick geschwollener Zeh musste lange gekühlt werden, bis er wieder in den Festschuh für den abendlichen Kommers passte, andere staksten aufgrund von Zerrungen in beiden Beinen wie Reiher durch die Gegend. Trauer und Schmerzen waren bald vergessen. Es überwog das Glücksgefühl, einen schönen Tag mit vielen und immer fairen „Begegnungen“ auf und neben dem Platz erlebt zu haben.

Den einzigen „Verlust“, den wir hinnehmen mussten, war unser Fußball und sogar das erinnerte noch an einen Klassiker aus „guten alten Fußballzeiten“: Ein hoher Schuss nicht nur über unser Tor, sondern auch den Zaun, dahinter ein kleiner Bach und „et is net mer jott jejange“: Langsam trieb die Strömung den Ball unbekannten Abenteuern entgegen. Und falls vielleicht fußballbegeisterte Jungs und Mädels ihn finden – dann macht was draus! 

Alles schaut dem Ball hinterher
Alles schaut dem Ball hinterher

Museumspark Rüdersdorf bei Berlin am 27. April 2014

 

Nur wenige Kilometer östlich von Berlin liegt der schöne Ort Rüdersdorf. Viele werden jetzt sicherlich denken: Na und? Zugegeben, als ich von diesem Ort zum ersten Mal hörte, habe ich das auch gedacht. Aber schnell sollte sich dieser Ort ins Gedächtnis „einbrennen“. Ende April an einem sonnigen Sonntag konnte der OV sich bei einer Führung davon überzeugen, wie faszinierend lebendig Industriegeschichte sein kann. 

Der Museumspark Rüdersdorf dokumentiert dort als großes Freilicht-Industriemuseum die Gewinnung und Verarbeitung des Kalkstein aus dem Rüdersdorfer Kalkberg, dem größten Vorkommen in Norddeutschland. Der Rüdersdorfer Kalkstein, als Werkstein und als Branntkalk oder zu Zement verarbeitet, war neben den Ziegeln aus der Mark Brandenburg der wichtigste Baustoff für die Metropole Berlin. Brandenburger Tor, Schloss Sanssouci in Potsdam, Berliner Olympiastadion und viele weitere bedeutende Bauwerke in Berlin und Brandenburg wurden mit diesem Kalkstein erbaut.

Wie so oft, stand am Anfang der Entwicklung ein „Zufall“. Bauern beschwerten sich bei den Zisterziensern, die das Gebiet 1230 übereignet bekomme hatten, über die vielen Steine auf ihren Feldern. Diese erkannten sehr schnell, welcher Schatz unter ihren Füßen lag. Als sicheres Datum für den Beginn des Bergbaus in Rüdersdorf wird das Jahr 1254 genannt.

Viele schöne  und interessante Gebäude laden im Park zum Verweilen ein. Die Kalkscheune, ein ehemaliges Lager für den gebrannten Kalk mit Grundmauern aus dem Jahre 1665, ist zur Museumsgastronomie umgestaltet worden. Das Dachgeschoss, es beherbergte ehemals die Wohnung des Kalkbrennmeisters, wird über das Rüdersdorfer Standesamt als romantischer Eheschließungsraum genutzt. Direkt am Museumseingang stehen die Kammer- und Rumfordöfen, letztere wurden bis 1874 zur Branntkalkherstellung genutzt.

Architekten, die sich heute als Erfinder von Lofts – Wohnungen in Industriegebäuden – feiern lassen, sind hier vermutlich von der Bau-Muse geküsst worden. Denn Anfang des 20. Jhd. wurden hier  bereits Wohnungen in Industriegebäude aus dem 19. Jhd. gebaut.

Dass man im 19. Jhd. auch einen Sinn für Schönheit und Ästhetik im industriellen Sektor hatte, zeigt der „Seilscheibenpfeiler“. 1872 wurde im Steinbruch ein Schrägaufzug angelegt, über den normalspurige Eisenbahnwagen und spezielle Werkswagen in den Bruch gebracht und beladen wieder hinaufgezogen wurden. Mit der Flutung des Heinitzbruches 1914 endete der Betrieb dieser Anlage. Der Seilscheibenpfeiler dieses Aufzugs ist noch erhalten und auf den ersten Blick glaubt man, den Teil eines Schlosses vor sich zu haben. Neben diesem Bauwerk steht als Kontrast noch das verrostete Gerüst einer Folgeanlage, einer umlaufenden Seilbahn, erbaut in den 1950er Jahren.

 

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann die Expansion Berlins zur Metropole und der Bedarf an Branntkalk stieg rapide an.  Das Ergebnis ist – anders kann man es nicht bezeichnen - die „Kathedrale des Kalks“, die imponierende Schachtofenanlage, die von 1874 bis 1967 für die Branntkalkherstellung genutzt wurde. Als Filmkulisse ist dieser Museumsteil sehr beliebt, was nicht verwundert – man kommt sich in eine andere Welt versetzt vor.

So „mussten“ wir uns zum Schluss an einen der romantischen Wasserläufe der Umgebung in den Biergarten setzen, um die Eindrücke verarbeiten zu können. Nebenbei gelang es, noch einen Spieler für unsere OV-Mannschaft beim ATB-Fußballturnier in Bonn „unter Vertrag“ zu nehmen. Ein schöner Tag klang erfolgreich aus.