Mitgliederversammlung und Adventsstammtisch am 07. Dezember 2007

Weihnachtlich-heimisch war die Gänsekeule, die sich der Vorsitzende schmecken ließ. Aber sonst führte uns der Adventsstammtisch Anfang Dezember eher in fremde Länder. "Schuld" war Dr. Linde und die Neugier der Anwesenden, waren er und seine Gattin doch vor wenigen Wochen von ihrer elfmonatigen Reise durch Südamerika zurückgekommen. So wurde er mit Fragen gelöchert und ließ sich auch nicht lange bitten, erste Eindrücke zu erzählen. Ob in einer Gruppe oder zeitweise allein, der Wohnwagen hat mit nur einer Reifenpanne durchgehalten, "lediglich" der Werkzeugkasten wurde geklaut und die SMS-Kommunikation hat sich auch dort bewährt. Dr. Linde wurde natürlich das Verspechen abgenommen, im neuen Jahr einen längeren Erlebnisbericht vor dem OV zu halten.

 

Die Zeit verging im Flug, beinahe wurde vergessen, dass noch die Tagesordnung der Mitgliederversammlung anstand. Kurz und knapp wurde sie abgehandelt. Der Mitgliedsbeitrag für 2008 wurde - wie seit fünf Jahren - auf 20,00 Euro festgelegt und erste Aktionen für das neue Jahr geplant. Das OV-Jahr klang in angeregt-gemütlicher Runde aus.

Herbstwanderung "Ein Spaziergang im Jahr der Geisteswissenschaft" am 18. November 2007

Es war sehr kalt und feucht – ein passendes Wetter für den Volkstrauertag am 18. November 2007. Für den OV Berlin stand aber die Herbstwanderung auf der Tagesordnung, diesmal in neuer Form als Stadtwanderung. „Ein Spaziergang im Jahr der Geisteswissenschaft“ lautete das Motto, das uns quer durch das Herz des alten Berlins führen sollte. Viele Orte bieten hier nachhaltig Nahrung für den Geist: Bibliotheken, Akademien, Universitäten, Schulen, Diskussions­zirkel, Museen waren und sind Ausgangspunkt für Veränderungen der Stadt. Manchen Protagonisten ereilte bei geistigen Höhenflügen die Einsicht Hegels: „Erst in der Dämme­rung entfalten die Eulen der Minerva ihren Flug“. Wir wollten die Orte erkunden, wohin diese Eulen getragen und wo sie vertrieben wurden. Um es vorwegzunehmen: Der Geist der 17 Teilnehmer musste diesmal nur die Kälte besiegen. Wie uns die sachkundige Führung in einem über zweieinhalb Stunden langen Spaziergang vermittelte, hatten es frühere Generationen nicht so leicht. Faszinierend und erschreckend zugleich war auch die Erfahrung, wie wenig man eigentlich die Stadt kennt, in der man lebt. Wege, die man schon oft gegangen war, bekamen nun plötzlich ein ganz neues und eigenes Gesicht. Aber da auch andere OVen hier berichten wollen, kann ich nur einige wenige Stationen beschreiben.

 

Schiller, heute nicht nur aus dem deutschen Geisteskanon nicht mehr wegzudenken, war zu seiner Zeit zu bürgerlich, zu revolutionär. Der König von Preußen mochte ihn nicht. Die Berliner Bürger wollten ihn aber um 1800 nach Berlin in das heutige Schauspielhaus auf dem Gendarmenmarkt locken. Das Haus hatten sie sich selber gebaut - zur Erbauung ihres Geistes. In die nahe heutige Staatsoper durften sie nicht, sie war für den Adel reserviert. Wir können es jetzt auch an der Symbolik festmachen. Die Staatsoper verfügt nur über schmale Eingangs-Treppen, denn der Adel verstand sich als „klein und fein“. Ganz anders beim Schauspielhaus. Eine riesige Treppe führt zum Eingang. Die Bürger demonstrierten damit ihre wachsende Macht und Anzahl. Aber schon damals war der Geist gegenüber dem „Mammon“ nicht unempfindlich. Schiller ließ sich ein großzügiges Wechsel-Angebot machen, benutzte es, um in Weimar für sich ein besseres Gehalt rauszuschlagen und blieb, wo er war. Das hinderte die Berliner nicht, ihm auf dem Gendarmenmarkt ein Denkmal zu setzen. Doch wir konnten es diesmal nur aus der Ferne bewundern. Der Weihnachtsmarkt wurde bereits rund um ihn aufgebaut. Auch hier also verhinderte der Konsum bereits am Anfang unserer Führung engere Tuchfühlung zum Geist.

 

Wilhelm von Humboldt brachte Anfang des 19. Jhd. einen neuen Wissenschafts- und Ge­lehrtengeist nach Berlin. Doch da waren auch andere, durchaus Studierte, die den kriti­schen Geist verbannen wollten. Am heutigen Bebelplatz fand im Mai 1933 die Bücherverbrennung statt, nicht durch die Nazis, sondern von der „Deutschen Studentenschaft“ der angrenzenden Humboldt-Uni getragen. Goebbels hatte lediglich mit einem „Man könnte ja“ eine „Anregung“ gegeben. Heute erinnert ein unterirdisches Mahnmal – leere Bücherregale – an die Barbarei. Friedrich der Große, den die Nazis oft für sich in Anspruch nahmen, hätte wohl mit Abscheu reagiert, gründete er den Platz mit seinem prächtigen Gebäudeensemble – das Forum Fridericianum - als kulturelles und geistiges Schaufenster für seinen toleranten Staat. Hugenotten aus Frankreich, Juden aus Österreich und Katholiken aus dem eroberten Schlesien sollten davon profitieren und das protestantische Preußen auch.

155. Todestag Ludwig Jahn am 21. Oktober 2007

Am Sonntag, 21. Oktober 2007, lud der Ortsverband in die Neuköllner Hasenheide an das Friedrich-Ludwig-Jahn-Denkmal. Anlass war der 155. Todestag des Turnvaters am 15. Oktober 2007. Aufgrund der kurzfristigen Einladung und einiger krankheitsbedingter Absagen trafen sich schließlich leider nur sechs ATBer am Fuße des imposanten Denkmals ein. Die Hasenheide in Neukölln ist die erste öffentliche deutsche Turnstätte aus dem Jahre 1811. Das Jahndenkmal wurde 1861 von der Deutschen Turnerschaft zu Ehren Friedrich Ludwig Jahns aus Bronze hergestellt und steht auf einer kleinen Anhöhe im Volkspark Hasenheide in Berlin-Neukölln. Der Sockel ist mit vielen Ehrentafeln geschmückt, die Turnvereine aus aller Welt haben anbringen lassen. Nachdem ein herbstlicher Blumengruß zu Füßen des Turnvaters niedergelegt wurde, diskutierten die Teilnehmer ausgiebig und mitunter kontrovers über Leben, Werk und Wirkung Friedrich Ludwig Jahns. Zum Abschluss versammelte man sich zu einer Brotzeit in einem Neuköllner Lokal.

Das Olympische Dorf am 10. Juni 2007

Das Olympia-Stadion in Berlin kennt fast jeder, das Olympische Dorf nur wenige - zu Unrecht. Dies änderten wir für den OV Berlin mit einer Führung an einem der wenigen schönen Sommertage im Juni.

Das Olympische Dorf wollte man als erholsame Oase, fernab des Trubels, gestalten. Ein passendes, 540 km2 großes Gelände fand man unweit westlich von Berlin, auf einem von der deutschen Wehrmacht zur Verfügung gestellten Gelände - Hausherr war damit der Reichkriegsminister.

Große Mengen Erde wurden bewegt, um einen oberen und einen unteren Dorfteil, Hügel und einen See anzulegen. Um diese künstliche Natur zu beleben, ließ man eine große Zahl von Wasservögeln und -tieren aus dem Berliner Zoo herbeischaffen.

Mit Hilfe der Heeresverwaltung entstanden nun rund 150 Gebäude. In den bis auf fünf alle einstöckigen 140 Wohnquartieren, die alle nach einer deutschen Stadt benannt wurden und die jeweilgen Wappen trugen, sollten 3.738 ausschließlich männliche Sportler wohnen - die 328 Sportlerinnen brachte man in direkter Stadionnähe unter. Während der Spiele stellte sich heraus, daß inklusive des Begleitpersonals wesentlich mehr Plätze, nämlich über fünftausend, benötigt wurden. Diese ursprünglich offenbar nicht eingeplanten Personen brachte man in den ebenfalls neu errichteten Kasernenblöcken außerhalb des Dorfes unter. Diese Bauten sind heute renoviert und dienen als Mehrfamilienhäuser.

Neben der landschaftlichen Gestaltung hatte man natürlich noch weitere Anstrengungen unternommen, damit die Sportler sich möglichst wohl fühlten - sicherlich nicht zuletzt auch als Werbung für das damalige Nazi-Deutschland. Am Ufer des Sees befand sich eine kleine finnische Sauna, oberhalb auf einem Hügel eine runde Bastion mit der Funktion eines Terassen-Cafés. Im Hindenburghaus, einem zweistöckigen Bau mit Trainings- und Funktionsräumen, befand sich ein großer Theatersaal, in dem Konzerte Tanz-, Theater- und Filmvorführungen stattfanden. Direkt an der Reichsstraße nach Hamburg (heutige B5) lag das viertelkreisförmige Empfangsgebäude, das heute leider nicht mehr steht. Hier waren neben Empfang und Verwaltung auch die "Halle der Nationen", eine Gaststätte, Aufenthaltsräume, Bank, Post und andere Infrastruktur untergebracht. Zentraler Punkt der Dorfanlage war aber das "Speisehaus der Nationen", in dem es 38 Küchen und Speiseräume für alle Mannschaften gab. Trotzdem mußte in zwei Schichten gegessen werden. Der Bau war so angelegt, daß von der obersten der drei terassenartig angelegten Etagen das Olympiastadion zu sehen war. In diesem ellipsenförmigen Bau mit Innenhof befand sich auch das Heiz- und Kraftwerk, Kühl- und Vorratsräume, Garagen und Werkstatt sowie die dorfeigene Feuerwehr.

Natürlich hatte man auch Trainingsmöglichkeiten vorgesehen - jeweils mit echten Wettkampfmaßen, wie man sie im bzw. am Olympiastadion vorfand. Nördlich des Sportplatzes mit Aschenbahn befand sich die Turn- bzw. Sporthalle, südlich davon die Schwimmhalle mit 25m-Bahnen. Dieses Gebäude verfügte über elektrisch hebbare Fenster - damals eine echte Sensation. Leider wurde das Dach der Schwimmhalle in den 1990er Jahren von Jugendlichen angesteckt.

Das gesamte Dorf war auch während der Spiele umzäunt und bewacht. Strenge Zugangsregelungen legten fest, wer hinein durfte. Frauen durften nicht auf das Gelände, aber offenbar gab es doch einige Ausnahmen oder "Mittel und Wege". Die Bevölkerung durfte nur ein einziges Mal an einem Tag der offenen Tür vor dem Begin der Sommerspiele einen Blick hinein werfen - es sollte die letzte Möglichkeit bis nach der Wende Anfang der Neunziger sein.

Eine der Maßgaben beim Bau bestand darin, daß das Nutzungsrecht an allen Bauten sofort nach den Sommerspielen an die Wehrmacht übergehen sollte, deshalb wurden zum ersten Mal auch ein Olympisches Dorf in Massivbauweise ausgeführt. Nach dem Krieg wurde es kurz als Gefangenenlager und Flüchtlingslager benutzt. 1947 zog die Sowjetarmee als neuer Hausherr ein. Die Skulpturen und Reliefs wurden entfernt, Wandmalereien übertüncht und teilweise durch eigene, nicht weniger propagandistisch angehauchte, ersetzt. Nach und nach wurden immer mehr der Wohnhäuser abgebrochen und durch "moderne" Plattenbauten ersetzt.

Als die Sowjets 1992 abzogen, hinterließen sie das Gelände zwar nicht im allerbesten Zustand, mit dem heutigen war er allerdings gar nicht vergleichbar. Jahrelange Plünderungen und Vandalismus haben deutliche Spuren hinterlassen. Heute stehen die Bauten unter Denkmalschutz. Die gärtnerischen Anlagen sind vollkommen verwildert, der See längst verlandet. Der Aufbau geht nur langsam voran. So wurde das (vermutliche) Wohnhaus von Jesse Owens restauriert. Trotzdem hätte die Anlage mehr Zuspruch verdient. Sie vermittelt immer noch den Geist des friedlichen Miteinander im Wettkampf - der olympische Idee konnte von keinem der späteren Nutzer vertrieben werden.

Adlershof im Wandel der Zeit am 25. März 2007

Die Auftaktveranstaltung an einem der ersten sonnigen und warmen Märztage 2007 führte uns mit 18 Personen in die deutsche Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Heute befindet sich auf 4,2 Quadrat- kilometern großen Gelände neben dem namensgebenden Stadtteil Berlins ein Wissenschafts-, Wirtschafts- und Medienstandort mit über 700 Firmen und 12.000 Mitarbeitern.

 

Auf dem ehemaligen Versuchsgelände für Luftfahrt starteten 1909 die ersten deutschen Motorflüge. Der Flughafen Johannistal wurde von den Weimarer Behörden für ihre Dienstflüge zwischen Berlin und Weimar benutzt, bis der Flughafen Tempelhof gebaut wurde. Die Aufteilung der Bundesregierung wie zwischen Berlin und Bonn ist eben doch nicht so neu. Ob der in der nähe entstehende Großflughafen Berlin-Brandenburg diese Behördenflüge auch noch sehen wird, bleibt aber abzuwarten. Nach dem 2. Weltkrieg nahm die Sowjetunion die technischen Anlagen und das „Wissen“ mit und gründete darauf ihr Raumfahrtprogramm.

 

Die „DDR“ siedelte später ihre Akademie für Wissenschaften und ihren Medienstandort an. Heute beherbergt Adlershof den naturwissenschaftlichen Campus der Humboldt-Universität zu Berlin mit 6.300 Studenten. Nicht ganz freiwillig – die Widerstände waren anfangs groß, die Entfernung schien den Professoren und Studenten anfangs doch unzumutbar, viele mussten sich vermutlich auch erst Stadtpläne kaufen, um in Erfahrung zu bringen, wo denn diese Gegend überhaupt lag. Heute ist dies vergessen, moderne Gebäude mit moderner Ausstattung neben High-Tech-Firmen bieten beste Bedingungen.

 

Seit 1990 wurden in Adlershof über 1,3 Mrd. Euro investiert. Altlasten wurden beseitigt, über 30 Kilometer Straßen repariert und angelegt. Adlershof ist eine Stadt in der Stadt mit Hotels, Restaurants, Shopping-Center, Arztpraxen, Kindergärten, Golfplätze, Tennisanlagen, Cafe-Bars, Kopierläden... eben alles, was zum Leben und Arbeiten dazugehört. Moderne Technologiezentren entstanden in spektakulären Denkmalen und Neubauten. Forschung, Entwicklung und wirtschaftliche Umsetzung der Hochtechnologie von der Photonik über Mikrosystemtechnologie bis zur Bio- und Energietechnologie führten und führen zu neuen Arbeitsplätzen.

 

Auch das Medienerbe blieb bestehen. 120 Unternehmen produzieren und senden fleißig mehr oder weniger sinnvolles. Von den „Kanzlerduellen“ bis zu „Verliebt in Berlin“ ist für jeden was dabei. Schon fast symbolisch für die wechselhafte Geschichte dieses Ortes steht der Film „Good by Lenin“.